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Jean E. Sammet
geb. 1928

"... ich halte eine Assemblersprache (selbst eine ausgefeilte) nicht für eine Programmiersprache. Diese Haltung unterscheidet sich von der mancher Anderer, die daran festhalten, dass alles, was genutzt wird, um Programme zu schreiben, eine Programmiersprache ist."

Jean Sammet ist eine der herausragenden Pionierinnen auf dem Gebiet der Informatik. Sie war die erste Frau, die die Präsidentschaft der Association for Computing Machinery (ACM) übernahm. Doch vor allem war sie die erste, die eine historische Sicht auf die Entwicklung der Programmierung wagte: ihre Darstellung der Programmiersprachen aus dem Jahre 1969 ist ein Klassiker. Diese zusammen mit zahlreichen weiteren Arbeiten auf diesem Gebiet ließen sie zur Chronistin der Programmiersprachenentwicklung avancieren.

Jean E. Sammet wurde am 23. März 1928 in New York City geboren. Am Mount Holyoke College in New York erhielt sie ihren Bachelor in Mathematik, an den sich ein Master an der Universität Illinois anschloss. Ihren Berufsweg begann sie als Mathematikdozentin an verschiedenen amerikanischen Universitäten. Bereits 1956-58 unterrichtete sie zwei Kurse in "Digital Computer Programming". Im ersten Jahr wurden Grundlagen für die Programmierung von UNIVAC- sowie IBM605-Computern vermittelt, im zweiten Jahr arbeitete sie mit FORTRAN, das kurz zuvor auf den Markt gekommen war. Im Jahre 1958 wechselte sie in die Computerindustrie zur Firma Sylvania Electric Products, wo sie die Programmierung eines dort neu entwickelten Computers leitete. Von hier aus wurde sie ab 1959 als Repräsentantin ihrer Firma im COBOL-Standardisierungskomittee tätig. Sie leitete einige der wichtigsten Untergruppen bei der Definition von COBOL, der ersten maschinen- und herstellerunabhängigen Programmiersprache für Wirtschafts- und Verwaltungsanwendungen.

1961 wechselte sie zu IBM ins Forschungszentrum in Cambridge, Massachusetts, wo sie im Laufe der Jahre mehrere Entwicklungsgruppen für Programmiersprachen und später für Softwaretechnik leitete. Unter anderem war sie verantwortlich für die Entwicklung von FORMAC, dem 1964 fertig gestellten ersten allgemeinen System zur Manipulation von mathematischen Formeln. Es bot ganz neue Möglichkeiten für die Interaktion zwischen Mensch und Computer.

Weithin bekannt wurde sie, als sie 1969 ihr umfangreiches Buch "Programmiersprachen: Geschichte und Grundlagen" veröffentlichte. Es sollte rasch zum Standardwerk für diesen Bereich werden. In dieser Zeit kehrte Jean Sammet auch zur Lehre zurück, diesmal allerdings im Bereich Informatik.

Aufgrund ihrer allgemein anerkannten Autorität im bezug auf Programmiersprachen und ihrem großem persönlichem Engagement nahm Sammet eine Vielzahl an unterschiedlichen Ehrenämtern im Informatikbereich an. So war sie lange Jahre Chefredakteurin der renommierten Zeitschrift Computing Reviews. Neben ihrer Position bei IBM organisierte und leitete sie zahlreiche Seminare und Konferenzen, die sich mit den theoretischen und praktischen Grundlagen von Programmiersprachen auseinandersetzten. Unter anderem wurde sie Vorsitzende der SIGPLAN (Special Interest Group on Programming Languages), damals eine der größten Fachgruppen innerhalb des weltweit größten Informatikfachverbands Association for Computing Machinery (ACM). Sie wurde zur Vizepräsidentin der ACM gewählt und von 1974 bis 1976 übernahm sie als erste Frau die Präsidentschaft dieser ältesten Computer-Fachvereinigung der Welt.

Für ihre zahlreichen Beiträge im Bereich Programmiersprachen wurde sie 1978 zum Mitglied der National Academy of Engineering gewählt. 1988 schließlich, nach 27 Jahren kontinuierlicher Mitarbeit, verließ Sammet IBM. Auch im Ruhestand arbeitet sie weiter als Beraterin für Programmiersprachen und überarbeitet derzeit ihren Klassiker "Programmiersprachen".

Bei der Verleihung des Lovelace-Preise im Jahre 1989 wurde Sammet folgendermaßen gewürdigt: "Ihr Leben hindurch arbeitete Jean Sammet daran Programmiersysteme zu entwickeln, zu strukturieren und zu standardisieren und damit auch allen AnwenderInnen den Zugang bedeutend zu erleichtern oder erst zu ermöglichen. Mit Erfolg!"