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Informatik
IBM System/360

Die Firma IBM beherrschte ab 1960 weltweit den Computermarkt. KritikerInnen unterstellten IBM, dass sie anderen immer genügend Platz ließ, Innovationen mit dem damit verbundenen Risiko umzusetzen, um die erfolgreichsten später selbst zu übernehmen. Selbstverständlich entstanden ebenso zahlreiche und wichtige Innovationen innerhalb von IBM, was bei den zehntausenden von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in mehreren firmeneigenen Forschungsinstituten und Produktionsbetrieben sowie dem riesigen Firmenkapital nicht verwundert. Neue Konzepte konnten in diesem Umfeld gründlich vorbereitet werden und dann in der langjährig erprobten Weise der Kundschaft angeboten werden.

Einer dieser "großen Würfe" von IBM war die Einführung des System/360 im April 1964. Es handelte sich um die gleichzeitige Ankündigung von sechs neuen Rechnermodellen, die eine Leistungsspanne von 1:25 aufwiesen. Mit der Bezeichnung "360" sollte der "volle Kreis" von AnwenderInnen angesprochen werden, also sowohl die wissenschaftlichen wie die wirtschaftsnahen KundInnen. In der Planung der neuen Produktlinie war nämlich deutlich geworden, dass wissenschaftliche Anwendungen inzwischen einen ebenso großen Datenbestand bearbeiten wollten wie verwaltungsnahe und dass in beiden Feldern großer Rechenbedarf auftrat. Am Einführungstag des Systems/360 wurden gleichzeitig 150 verschiedene Teile neu auf den Markt gebracht, von den neuen Prozessoren über Magnetbänder und -platten bis hin zu Lochkartenstanzern.

Zugleich wurde versprochen, dass ein für eine S/360er-Anlage geschriebenes Programm zugleich auf allen größeren Maschinen dieser Serie lauffähig sein würde. Diese Übertragbarkeit (auch Kompatibilität genannt) ließ erstmals zu, dass AnwenderInnen quasi jederzeit bei größerem Computerbedarf problemlos auf eine leistungsfähigere 360er-Anlage wechseln konnten. Die Computer wurden nämlich von IBM meist auf Mietbasis bei Kunden aufgestellt, was den Wechsel auf neue Modelle beschleunigte.

Technisch möglich wurde das Ganze durch Anwendung der Mikroprogrammierung für die Prozessorsteuerung. Dieses Konzept - ähnlich bereits Anfang der 50er Jahre in Großbritannien entwickelt - erlaubte die Steuerung aller Prozessoren der Serie über ein Mikroprogramm, das in einem speziellen Speicher fest eingebaut war. Darüber hinaus konnten Mikroprogramme installiert werden, die es dem Prozessor möglich machten, sogar für ältere IBM-Computer geschriebene Programme zu verstehen. Letzteres war vielleicht ein Hauptgrund für den riesigen Erfolg des System/360, denn durch zahlreiche weitere Verbesserungen der Hardware und der Computerarchitektur liefen die alten Programme auf den neuen Computern um das Zehnfache schneller. (Anmerkung: Theoretisch kann jeder Computer so programmiert werden, dass er sich wie ein anderer Computer verhält - praktisch sinnvoll wird das aber nur, wenn zahlreiche weitere Bedingungen erfüllt sind.)

Die neue Serie wurde so gut angenommen, dass "Big Blue" - wie IBM aufgrund der blau gestrichenen S/360 Hardware fortan genannt wurde - kaum mit der Produktion nachkam. Die Firmengewinne stiegen rasant und 1970 waren 35.000 IBM-Computer in den USA installiert. Die S/360-Architektur (später S/370) blieb bis in die 90er Jahre die Entwicklungsbasis von IBM.