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Informatik
Mark I

Der amerikanische Ingenieur Howard Aiken von der Harvard Universität skizzierte 1937 ein Konzept einer elektromechanischen, programmgesteuerten Rechenanlage, die zur numerischen Lösung von Differentialgleichungen eingesetzt werden sollte und wandte sich um finanzielle Unterstützung an die Firma IBM. Ein entsprechender Kooperationsvertrag kam 1939 zustande. Erwähnt werden muss in diesem Zusammenhang die außergewöhnlich enge Zusammenarbeit zwischen Hochschulen, Industrie und Militär, die in den USA bereits seit Ende des 1. Weltkriegs eingeleitet und in den folgenden Jahrzehnten kontiniuerlich ausgebaut wurde. Die Anlage entstand zunächst im IBM-Labor und das Rahmengestell wies sie als "IBM Automatic Sequence Controlled Calculator (ASCC)" aus. Im IBM-Labor wurde sie 1943 erfolgreich getestet, anschließend demontiert und im Harvard-Labor wieder aufgebaut. - Was etwas aufwendiger war, als es hier klingt: Es handelte sich immerhin um ein tonnenschweres Monstrum von 16 m Länge, das aus rund 800.000 Einzelteilen bestand.

Da sich das mit ursprünglich 15.000$ veranschlagte Projekt für IBM derweil zur 400.000$-Investition ausgeweitet hatte, sollte wenigstens die Pressearbeit stimmen und so reiste IBM-Chef Thomas Watson senior am 7. August 1944 an, um den ASCC offiziell einzuweihen und als Geschenk der IBM an die Harvard Universität zu übergeben. Allerdings hatten sich hier zwei Egozentriker getroffen und der IBM-Alleinherrscher Watson musste erzürnt feststellen, dass ihm Aiken die Show gestohlen und bereits einen Tag zuvor eine Pressekonferenz abgehalten hatte, auf der die IBM kaum erwähnt wurde. Aiken hatte es geschafft, dass der erste amerikanische Großrechner nicht als "IBM ASCC", sondern als "Harvard Mark I" in die Geschichte einging. In Harvard entstanden noch drei weitere Mark-Modelle - Mark II (1947), Mark III (1950) und Mark IV (1952), wobei die letzten beiden nicht mehr nur auf elektromechanischer Rechentechnik basierten. Technisch gesehen enthielten die Mark-Modelle einige Konzepte, die sich später nicht durchsetzten. So verwendeten sie Dezimalzahlen, zudem waren Datenspeicher und Programmspeicher getrennt.

Das Mark I-Projekt ist zugleich ein Beispiel für die mathematisch-technische Mobilmachung, die seit dem Eintritt der USA in den 2. Weltkrieg stattfand. Sie war verbunden mit einer bis dahin beispiellosen Mobilisierung der amerikanischen Zivilbevölkerung. Mit Kriegsbegin 1941 wurde Aiken eingezogen, aber schon bald wieder als Wissenschaftler und Commander der U.S. Naval Reserve an die Harvard Universität zurückgeoordert. Sein Team bestand aus Navy-Offizieren und die Rechenanlage war von der U.S. Navy geleast. Eine dieser Mitarbeiterinnen war die Mathematikerin Grace Murray Hopper. Im wesentlichen wurde die Mark I für ballistische Berechnungen eingesetzt, aber auch für mathematische Simulationen zur ersten Atombombe. - Und wie bei Schiffen wurde Mark I das weibliche Geschlecht zugewiesen.