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Informatik
Whirlwind und SAGE

Vor allem der Kalte Krieg garantierte den Fortbestand und die großzügige Finanzierung militärisch motivierter Großprojekte. Diese wurden dann meist in Universitäten, manchmal zusammen mit Firmen, ausgeführt. Eines der für die weitere Computerentwicklung sehr einflussreichen Projekte begann Ende 1945 am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge (USA): das Whirlwind-Projekt.

Die Navy hatte einen Allzweckflugtrainer bestellt, der zugleich zur Simulation neuer aerodynamischer Flugzeugentwürfe eingesetzt werden sollte - eine damals völlig neue Aufgabe. Technisch gesehen mussten ein Cockpit und eine Steuerung realisiert werden, die einerseits wichtige Aspekte von Flugzeugen, Flugbewegungen und Verhaltensweisen der PilotInnen nachmachen, aber zugleich auf menschliche Handlungen im Cockpit augenblicklich - also in Echtzeit - reagieren konnten. Die Planung eines solchen Real-Time Control Computers musste völlig andere Aspekte berücksichtigen als bei bisherigen numerischen Anwendungen.

Die Planung dauerte zwei Jahre, das MIT gründete in dieser Zeit sein Digital Computer Laboratory. Währenddessen hatte die Navy das Projekt ihrem Office of Naval Research zugeordnet, das den Computer aber nun für numerische Probleme einsetzen wollte. Doch die MIT-Forscher wollten Computer weiterhin für Echtzeitanwendungen zur Bahnverfolgung von Flugzeugen oder Raketen planen. Sie setzten sich durch und als größtes Computerprojekt Ende der 40er Jahre erhielt es ein jährliches Budget von ca. 1 Million US$ und rund 175 MitarbeiterInnen, davon 70 TechnikerInnen.

Die Fertigstellung von Whirlwind Anfang 1950 erfolgte zu der Zeit, als die Sowjetunion kurz zuvor ihre erste Atombombe getestet hatte und die USA sich durch sowjetische Langstreckenbomber bedroht fühlten. Als eine der Reaktionen hierauf beschloss die US-Regierung den Aufbau eines computergestützten Luftverteidigungsnetzwerks und die Air Force beauftragte das MIT damit. Die Kosten spielten ab sofort keine Rolle mehr. Das Semi Automatic Ground Environment System (SAGE) entstand - mit dem Whirlwind-Computer als Prototyp für viele spätere SAGE-Computer. Das MIT gründete eigens dazu ein neues Forschungszentrum, als Produktionspartner für die Serienfertigung wurde IBM gewählt. Mit dem ersten Realzeit-Computer konnte nicht nur die militärische (und später die zivile) Flugkontrolle etabliert werden, sondern in den Folgejahren wurde der Weg bereitet für den Computereinsatz in Echtzeitsimulationen und bei der Steuerung industrieller Produktionsprozesse.

In technischer Hinsicht war es der Ausgangspunkt der Computernetzwerke, des Multiprocessing (also der gleichzeitigen Durchführung mehrerer vorgegebener Programme in unterschiedlichen Einheiten eines Computers) und der interaktiven Monitore (siehe Foto); es war der erste Computer mit einer Wortlänge von nur 16 Bit (was in den Minicomputern der 60er Jahre aufgegriffen wurde) und nicht zuletzt mit einem aus Magnetkernen aufgebauten Hauptspeicher.

Zahlreiche Studierende und Forschende im MIT kamen über das Whirlwind/SAGE-Projekt erstmals in Kontakt mit einem elektronischen Großrechner.