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Frauen besitzen zahlreiche Traditionen hochwertiger Abstraktionsformen. In vielen Kulturen finden wir dies in textiler Gestaltung wieder. Die Verbindung von Material und zeichenhaften Schemata genauso wie die gedankliche Vorwegnahme von Realisierungen, das Spiel mit Entwürfen und die geduldige, trainierte Umsetzung gehören hierzu. Bei der Gestaltung dieser Web-Seiten sowie der übrigen Materialien des Projekts "Frauen in der Geschichte der Informationstechnik" sind diese Bezüge thematisiert worden.

Obwohl seit dem Bau des ersten Digitalrechners nur wenig mehr als 50 Jahre vergangen sind, so lässt sich die Geschichte der Informationstechnik doch viele Jahrhunderte weiter zurückverfolgen. Als die ersten Digitalrechner vor allem aufgrund des 2. Weltkriegs gebaut wurden, waren die theoretischen und praktischen Entwicklungslinien bereits vorgezeichnet. Zugleich lagen gesellschaftliche Vorstellungen von Automatisierung und Rationalisierung in Produktion und Verwaltung vor.

Die Computertechnik ist also in einem sozialen Gefüge gewachsen, das für Frauen nur stark abgegrenzte Teilhabe an Forschung, Entwicklung, Nutzung und Ausbildung vorsah bzw. immer noch vorsieht. In der üblichen Wahrnehmung durch die Technikgeschichtsschreibung wird dies nur selten thematisiert. Die Frauenforschung kann allerdings an zahlreichen Beispielen verdeutlichen, dass die Kategorie Geschlecht eine zentrale Rolle in der technischen Entwicklung und der individuellen und gesellschaftlichen Nutzung von Technik spielt.

Auch in Bezug auf zusammenhängende sozialhistorische Darstellungen der Informatikentwicklung in Deutschland liegt erst rudimentäres Material vor. Deshalb mussten die Grundlagen für die hier entstandenen Informationsmaterialien oftmals direkt recherchiert oder aus Fußnoten und Anmerkungen zusammen gesucht werden. Am Ende bleiben vielfach mehr offene Fragen als Antworten. Sie geben hoffentlich in Zukunft die Basis für weitere Forschungen.

Die gesamten Arbeiten des Projekts basieren weitaus überwiegend auf nordamerikanischer, englischer und westdeutscher Literatur zur Informatikgeschichte. Im Zuge der Recherchen ist deutlich geworden, dass zwar Material insbesondere aus den USA zu einzelnen Frauen in der IT-Branche vorliegt, es jedoch kaum historische Darstellungen zu Geschlechterseggregationen in den Berufsbereichen der Angewandten Mathematik und der unterschiedlichen IT-Berufsfelder oder zur symbolischen Wahrnehmung der gesellschaftlichen Geschlechterverhältnisse beispielsweise im Bereich der Computerwerbung gibt. Für Oral-History-Ansätze in der deutschsprachigen Informatik ist ebenso dringend eine Breitenforschung notwendig, da viele Akteurinnen der ersten Jahre bereits im hohen Alter sind.

Die Portraits einzelner Technikerinnen werden daher in diesem Web-Angebot eingebettet in eine allgemeinverständliche Darstellung der Informatikgeschichte mit besonderer Berücksichtigung der Entwicklungen in Nordamerika und (West)Deutschland. Zugleich wird der Blick gerichtet auf alte und neue Frauenerwerbsbereiche dieser Branche mit Berufen wie Rechnerin, Datatypistin oder Programmiererin.

Frauen haben als Einzelne wie auch als Gruppen bedeutende Anteile an der historischen Entwicklung der Informationstechnik. Die Liste der Frauen, die zur Entwicklung der Informationstechnik beigetragen haben, ist lang, aber die meisten von ihnen sind bis heute unbekannt geblieben, überschattet von Unmengen männlicher Erfinder und oft von ihren Ehemännern.

Die Auswahl bedeutender Frauen für die Informationstechnik berücksichtigt die interdisziplinären Wurzeln des Fachs, also beispielsweise Philosophinnen, Mathematikerinnen und Ingenieurinnen. Dabei wird deutlich, dass Frauen erst über den Zugang zu besserer Ausbildung in Mathematik in Technikerinnenlaufbahnen hineingelangten. Trotz gleicher Bildung wurde den Frauen jedoch häufig keine berufliche Anerkennung zuteil. Zugleich entsprachen (und entsprechen) sie oftmals nicht dem zur ihrer Zeit geltenden bürgerlichen Frauenideal. Die individuellen Auseinandersetzungen mit diesen Reaktionen werden in den Portraits herausgearbeitet. Die Herkunft der Frauen aus verschiedenen sozialen Schichten und Bildungswegen wird deutlich ebenso wie ihre Vereinbarkeitsstrategien von Familie und Berufstätigkeit, ihr Engagement für andere Frauen oder für soziale, politische und gesellschaftliche Belange.

Frauengeschichte als identitätsstiftend erfahrbar zu machen, erfordert auch, nach den verursachenden Machtstrukturen zu fragen und den dahinterstehenden Sexismus aufzudecken. Frauen wie Männer können in der Auseinandersetzung mit Frauengeschichte zugleich vieles erkennen, was sich im aktuellen Geschehen wiederfindet. Die historische Teilhabe von Frauen wahrzunehmen und zu benennen, ermöglicht dann hoffentlich leichter, Leistungen von Frauen in der Gegenwart zu beachten.