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Informatik
The network is the computer

Die Leistungsfähigkeit der Computer überschreitet schon längst das Vorstellungsvermögen der Nutzenden. Seit den 90er Jahren wird diese Komplexitat zudem nicht mehr nur vom Gerät auf dem Schreibtisch selbst bestimmt, sondern mit dem Netz der Netze - dem Internet - zu einem gigantischen Angebot an Computerleistungen. Die Inhalte sind nicht unbedingt neu, genausowenig wie die Idee der Vernetzung.

Zwei verkoppelte Rechner, die zusammen höhere Leistungen erbrachten, waren bereits in den 50er Jahren Realität. Als in den 60er Jahren beim Time-Sharing die ersten Fernschreibertastaturen an die Minicomputer angeschlossen wurden, übernahm ein einfacherer Minicomputer die Zwischenspeicherung der eingegebenen Kommandos und leitete diese weiter an den Hauptcomputer, wo die Programme ausgeführt und der zu bearbeitende Datenbestand vorgehalten wurden. Mit der Planung und dem Aufbau zahlreicher hochleistungsfähiger Rechenanlagen verteilt auf wichtige Standorte des US-Raumfahrtprogramms lag der Wunsch nahe, diese Rechner zu verbinden, um von allen Standorten möglichst viel der übrigen Datenbestände und Rechenleistungen zu erreichen. Das dazu aufgebaute Netzwerk namens ARPANET verknüpfte 1969 erstmals vier Netzknoten an Universitäten in Kalifornien und Utah. Die Verbindung bestand jedoch nicht in direkten Rechnerkopplungen, sondern im Aufbau eines durch Spezialrechner gestützten Netzes, das die schnelle Datenweitergabe realisierte. Insofern erklärt sich dann sofort die Metapher der Datenautobahn (engl. Information Superhighway), mit der seit den 90er Jahren das aus dem ARPANET weiterentwickelte Internet bezeichnet wird.

Netz-technisch gesehen waren sogar die PCs der IBM- und MS-DOS-Architektur mehr als zehn Jahre lang den bereits erprobten technischen Möglichkeiten weit hinterher: sie waren schlicht nicht vernetzbar. Allerdings stand bei ihrer Markteinführung etwas anderes im Vordergrund: nämlich der "persönliche" Zugriff auf Computertechnik - vor allem auf Software für Spiele, Textverarbeitung und Datenbankverwaltung - zuhause oder an jedem einzelnen Arbeitsplatz. Dies bewirkte zunächst eine strikte Trennung der PC-Anwendung zu allem, was an mächtiger Rechnerleistung in den vorherigen Jahrzehnten aufgebaut worden war.

Aber Ende der 70er Jahre lagen auch alternative Konzepte vor, um den Zugang zu Computeranwendungen für eine größere Zahl von Menschen zu ermöglichen. Unter dem Motto "The network is the computer" boten Firmen wie SUN Microsystems zur gleichen Zeit Netzwerke von Rechnern an, deren Gesamtleistung größer war als die einfache Summe der einzelnen Maschinen. Als Workstations bezeichnete Rechner konnten innerhalb einer Firma an jeden Arbeitsplatz verteilt aufgestellt, aber zugleich in einem hausinternen Netzwerk, speziellen Rechnerarchitekturen und dem Betriebssystem UNIX mit einem Server genannten Rechner verbunden werden. Das interne Netzwerk basierte auf dem Ethernet-Konzept, einem Ergebnis der Xerox PARC-Forschung über neue Arbeitsplatzrechner aus dem Jahr 1973.

Damit war das Ende der Zentralrechner und deren zentralistische Organisationsform in vielen mittleren Firmen besiegelt. Die lokalen BenutzerInnen konnten selbständiger über ihren Zugriff auf firmeneigene Rechnerleistungen entscheiden; zudem wurde die kollektive Nutzung von Datenbeständen oder Druckern erhalten. Nicht zuletzt ließen sich diese lokalen Netze an die Hochleistungsverbindungen des Internet koppeln. Email wurde möglich oder externe Datenbankzugriffe.

Doch eines gab es nicht, was die PC-Welt bot: preiswerte und gut handhabbare Software für die Büro- und Sachbearbeitungsplätze. Nur deshalb gelang es den PC's, in viele Firmen vorzudringen, die eigentlich verteilte Netzlösungen bevorzugt hätten. Erst als die PC's einen festen Platz im Arbeitsalltag erhalten hatten, wurde begonnen, die zwei Welten zu verbinden: also die PC's mit Netzzugang auszustatten.

Es ist viel darüber diskutiert worden, ob die NutzerInnen mit der Vernetzung ihrer PC's einen Teil ihrer Autonomie ab(ge)geben (haben). Wo sich heute private Email-NutzerInnen gegenüber Virusattacken sichern müssen oder die Privatheit ihrer elektronischen Post durch Auskunfts- und Speicherverpflichtungen der Internet-Diensteanbieter bedroht ist, sind Zweifel angebracht. Doch sind überschaubare lokale Netze im Zeitalter der Globalisierung nicht ebenso überholt?