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Frauen
Frauenarbeit im 2. Weltkrieg

Wie wohl in allen Kriegen leisteten auch im 2. Weltkrieg Millionen von Frauen freiwillig oder gezwungen einen meist indirekten Kriegsdienst. Sie übernahmen die Arbeitsplätze eingezogener Männer in Industrie und Ausbildung, wurden verpflichtet für Arbeiten in der Waffenproduktion und deren Zulieferbetrieben. Die rasch expandierende Militärverwaltung deckte ihren Personalbedarf mit Frauen ab, im Sanitätsdienst waren Frauen wie traditionell stark vertreten. In ihrer Rolle als kriegsbedingter Manövriermasse war Frauen der direkte Zugang zum Militär bis dahin verschlossen geblieben, doch im 2. Weltkrieg konnten Frauen in den Vereinigten Staaten und in Großbritannien erstmals (freiwillig) dem Militär beitreten: In Großbritannien gab es beispielsweise die Rekrutinnen des "Women´s Royal Naval Service" (WRENS). In den USA wurde der "Women Accepted for Volunteer Emergency Service" (WAVES) gegründet, der im August 1945 aus 86.000 Frauen bestand. Die Rechenlabors der 40er Jahre rekrutierten einen beachtlichen Teil des Personals aus eben diesen Reihen. Diese Frauen (engl. "computers" - dt. Rechnerinnen) mit guten College-Abschlüssen in Mathematik oder Physik waren von speziellen Verbindungsoffizieren an Colleges und Universitäten angeworben worden.

Im Juni 1944 wurde Grace Hopper, eine promovierte Mathematikerin, als Rekrutin der Navy Women´s Reserve dem Großrechnerprojekt Mark I zugeordnet. Mark I war das zu Beginn der 40er Jahre größte Projekt zum Bau einer programmgesteuerten Rechenanlage. Hopper war die dritte Person, die an diesem Rechner arbeitete - codierte, wie sie es nannten. Sie entwickelte hier erste grundlegende Programmierkonzepte und schrieb wichtige Teile des Handbuchs. In den nächsten Jahrzehnten sollte sie weitere entscheidende Anteile an der Informatikentwicklung haben.

Das Mark I-Projekt bildete den Anfang einer Bauserie von Rechenkolossen. Diese Großrechner der 40er Jahre waren ausschließlich Einzelprojekte. Der Krieg hatte Rechenbedarf erzwungen, aber die Personalkapazitäten reichten kaum aus. Deshalb wurden für technische Lösungen finanzielle staatliche Mittel in Größenordnungen freigesetzt, die zu nie zuvor dagewesenen nationalen Großprojekten und neuen Forschungszentren führten.

Die erste elektronische Großrechenanlage namens ENIAC entstand von 1943-46. Das Programmieren dieses Rechners erfolgte durch Stecktafeln, für jedes Programm neu. Für diese Tätigkeit waren vor allem die "ENIAC-girls" zuständig, so lautete die Bezeichnung einer Gruppe Frauen aus dem Women´s Army Corps, die bereits als "Computer" vor Ort gearbeitet hatten. Sie mussten alle Konstruktions- und Schaltpläne kennen, um dann die Programme entsprechend den Anforderungen zu stecken. Die ersten Programmiererinnen waren Kay Antonelli, Jean Bartik, Betty Holberton, Marilyn Meltzer, Frances Spence und Ruth Teitelbaum. Viele weitere kamen hinzu und manche leisteten in den Folgejahren bedeutende Beiträge als Mitbegründerinnen der neuen Computerwelt.

Der erste elektronische Computer in Großbritannien diente der Entschlüsselung der Funksprüche der deutschen Wehrmacht. In den ersten Kriegsjahren wurden elektromechanische Maschinen eingesetzt, an denen Gruppen von Frauen aus den WRNS bzw. WAVES in Zusammenarbeit mit Mathematikern im Schichtbetrieb die Dechiffrierungen durchführten. Im einem dieser britischen Dechiffrierzentren namens Bletchley Park, nahe London, fanden zugleich Forschungsarbeiten statt. Hier entstand bis Februar 1944 der weltweit erste elektronische Spezialrechner Colossus fürs Dechiffrieren. Bis zu 30 WRNS-Frauen arbeiteten unter sehr aufreibenden Bedingungen als "Operator" im Projekt mit. Noch jahrzehntelang durften sie kein Wort über ihre Arbeit verlieren.