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Rózsa Péter
1905-1977

Die Logikerin Rózsa Péter gilt als die Mutter der Theorie rekursiver Funktionen und prägte den Begriff der "primitiv-rekursiven" Funktionen, mit der die Effizienz und die Ausführbarkeit von Berechnungen in der Informatik analysiert werden können.

Rózsa Politzer wurde am 17. 2. 1995 in Budapest (damals Österreich-Ungarn) geboren. Bis 1922 besuchte sie eine Mädchenschule und studierte zunächst Chemie an der Eötvös Loránd Universität in Budapest, wechselte aber bald zu Mathematik und Physik. Dies Studium schloss sie 1927 mit der Befähigung für das Lehramt ab. Da sie keine Stelle fand, arbeitete sie zunächst als Tutorin, forschte aber nach kurzer Unterbrechung weiterhin an mathematischen Themen. Dabei stieß sie auf Kurt Gödels Arbeiten über Unvollständigkeit. 1932 veröffentlichte sie auf dem Internationalen Mathematiker-Kongress in Zürich erstmals einen Beitrag zu rekursiven Funktionen und studierte in der Folge Gödels Arbeiten über Berechenbarkeit intensiver. Sie erkannte die speziellen Eigenschaften der von ihr als "primitiv-rekursiv" bezeichneten Funktionen und schlug es als eigenständiges Gebiet der Mathematik (später Komplexitätstheorie) vor. Von 1932 bis 36 veröffentlichte sie mehrere Beiträge und promovierte 1935 zu diesem Thema. Damit war sie die erste Frau, die in Ungarn in Mathematik den Doktortitel erhielt. Im Jahre 1937 wurde sie Mitherausgeberin des "Journal of Symbolic Logic". In dieser Zeit hatte sie wie viele ihrer Landsleute den ungarischer klingenden Namen Péter angenommen.

Während des faschistischen Regimes in Ungarn erhielt sie Unterrichtsverbot, aber forschte wiederum privat. Erst 1945 - im Alter von 40 Jahren - erhielt sie ihre erste Anstellung am Budapester Lehrerkolleg. Für 10 Jahre, bis zu Schließung des Kollegs, blieb sie dort; dann übernahm sie eine Mathematik-Professur an der Eötvös Loránd Universität, die sie bis zu ihrer Pensionierung 1975 inne hatte.

Sie setzte sich sehr für die Allgemeinverständlichkeit von Mathematik ein und schrieb während des Kriegs beispielsweise das Buch "Playing with Infinity" (dt. Das Spiel mit dem Unendlichen), im dem Zahlentheorie und Logik für Laien dargestellt werden. Das Buch wurde erst nach Kriegsende veröffentlicht und in 14 Sprachen übersetzt. Ein weiteres Buch, das sich als erstes exklusiv mit dem Thema rekursive Funktionen beschäftigte, erschien 1951. Es wurde erst 16 Jahre später ins Englische übersetzt und für die Entwicklung der Theoretischen Informatik in der englisch-sprachigen Welt kaum rezipiert. Der für diesem Kulturraum in der Theorie rekursiver Funktionen wegweisende Mathematiker Stephen Kleene bezeichnete Rózsa Péter jedoch als die führende Person dieses Forschungsgebiets.

Ab Mitte der 50er Jahre untersuchte sie die Anwendung der Theorie rekursiver Funktionen für die theoretische Computerentwicklung. Die Arbeiten wurden vor allem im Ostblock wahrgenommen. Sie erhielt zahlreiche nationale Auszeichnungen und wurde 1973 als erste Mathematikerin in die Ungarische Akademie der Wissenschaften gewählt. Ihr letztes Buch, erschienen 1976, galt den rekursiven Funktionen in der Theoretischen Informatik, es wurde als zweites ungarisches Mathematikbuch überhaupt in der Sowjetunion veröffentlicht. Rózsa Péter starb 1977 in Budapest.

Rózsa Péter erkannte bereits in den 50er Jahren Grenzen in der Behandlung arithmetischer Funktionen, die erst viel später in der Komplexitätstheorie für Computeralgorithmen bestätigt wurden.