Homepage

Frauen

Informatik

Geschichte

Kommentar

Gewebe

Bestellung

Impressum
Inhalt  return next
Frauen
Nadia Magnenat-Thalmann

1996 betritt Marilyn Monroe die Bühne des ZDF, um die Goldene Kamera entgegen zu nehmen - in ihrem zweiten, ihrem virtuellen Leben. Dass 16 Millionen ZuschauerInnen diesem Ereignis beiwohnen können, dahinter stehen jahrelange Forschung und insbesondere eine Frau: Nadia Magnenat-Thalmann, Professorin der Informatik an der Universität Genf.

Sie gründete 1989 an der Fakultät der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften der Schweizer Universität das MIRALab, ein Labor, das Disziplinen wie Informatik, Mathematik, Psychologie und Physik für ein gemeinsames Ziel zusammen bringt. Sie erforscht, wie der Mensch funktioniert, um die gewonnen Erkenntnisse in realitätsnahe Computeranimationen umzusetzen. Das MIRALab, dessen Direktorin sie ist, umfasst inzwischen nicht weniger als 34 WissenschaftlerInnen und 22 Studierende aus verschiedenen Bereichen und Ländern.

Bis zu Marilyns Auftritt im deutschen Fernsehen war es ein langer Weg. In Lausanne geboren, erhielt Nadia Magnenat-Thalmann 1965 in Genf ihr erstes Diplom in Psychologie. Sie qualifizierte sich kontinuierlich weiter. Studienabschlüsse in Biologie, Biochemie, Informatik und Mathematik, Statistik folgten und 1977 schließlich der Doktor der Naturwissenschaften.

Sie begann ihre Arbeit als Lehrerin und unterrichtete ab 1979 als Professorin an der Universität in Montreal, Kanada. Im Mai 1987 wurde sie von der Greater Montreal Association in Anerkennung ihres außerordentlichen Beitrags, Wissenschaft zu einem attraktiven Gebiet zu machen, zur Frau des Jahres gewählt. Sie erhielt Gastprofessuren unter anderem in Japan und den USA. Ihre mehr als 20 Auszeichnungen bekam sie nicht nur für ihre Bereicherung der Wissenschaft, sondern auch für ihre außergewöhnlichen Beiträge zu den klassischen Medien (z.B. Film).

Unter ihrer Leitung entstehen im MIRALab virtuelle Menschen (virtual humans), die die vernetzten virtuellen Welten bevölkern. Diese sogenannten Avatare werden durch den Einsatz von neuster Informatik-Technologie erschaffen und durch Forschung in diesem Bereich kontinuierlich verbessert: Computergrafik bestimmt ihr Aussehen, computergesteuerte Simulation ihre Bewegung und Künstliche Intelligenz (KI) ihr Verhalten. "Die virtuellen Akteure", sagt Nadia Magnenat-Thalmann, "sollten eigenständig sein, sie sollten selber erkennen, wie sie sich zu verhalten haben."

"Marilyn" gehört inzwischen zu einer ganzen Gruppe von Avataren, die nicht nur Rollen in verschiedenen computeranimierten Kurzfilmen einnehmen, sondern in Filmen mitspielen oder an interaktiven Shows teilnehmen, in denen reale zusammen mit virtuellen Personen auftreten. Der Schritt in die Öffentlichkeit ist Nadia Magnenat-Thalmann wichtig, da diese Auftritte das Publikum unterhalten und es zugleich mit den neuesten technischen Erfindungen bekannt machen.

Ihre Forschungsergebnisse finden in Europa und international große Anerkennung. Das MIRALab unterhält z.B. Kooperationen mit Auto- und Flugzeugherstellern, ein Drittel der Forschung behandelt medizinische Fragen. Denn in virtuellen Welten mit künstlichen Menschen läßt sich die Realität spielerisch und ohne Gefahren vorwegnehmen, um aus der Simulation wertvolle Erkenntnisse z.B. für die echte Produktion eines Autos zu gewinnen. Und schließlich, hofft Nadia Magnenat-Thalmann, werden sie zwischen uns und unserem Computer vermitteln - als Interface zwischen Mensch und Computer. "Wenn wir Marilyn erschaffen können, können wir alles." (www.miralab.ch)